meine erste Erfahrung mit MDMA

von helena781

Es würde mich nicht befriedigen diesen Text irgendwo aufzuschreiben und danach wegzulegen. Ich möchte ihn mit anderen Menschen teilen. Ich mag es auch sehr zu lesen wie es anderen ging.

Ecstasy, Koks, Heroin. Job verlieren, Familie und Freunde betrügen, Bahnhofsklo. In etwa so wurde mir das in der Schule und von meiner Mutter vermittelt.
Irgendwann ging es dann los mit trinken, kiffen und feiern. Ich experimentierte mit Ritalin, Hustensaft und Morphium. Später probierte ich Speed, Koks und Pilze. Jeweils nur einmal. Das alles war zwar sehr spannend und lustig aber richtig gefesselt hat mich nichts davon.

Vor einem Jahr ca. lernte ich Lea kennen. Ein relativ ordentliches Mädchen in meinem Alter. Oder jedenfalls wirkte sie so auf den ersten Blick. Sie konsumierte regelmässig MDMA. Und erschien mir als eine sichere Quelle. Vor 3 Monaten war es dann soweit. Ich fragte sie um Pillen. Zwei ebenfalls unerfahrene Kolleginnen und ich machten uns nüchtern auf den Weg in unseren Stammclub. Wir begegneten Lea auf der Damentoilette. Sie drückte uns je eine Pille in die Hand. Ein rosarotes Dreieck mit abgerundeten Ecken. Wir sprachen offen über unsere Nervosität. Sie sah uns an, meinte nur “he, ganz ruhig, chillts“ und schluckte die Pille mit einem grossen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Sie reichte sie weiter an eine andere Kollegin. Diese zögerte. Ich nahm ihr die Flasch aus der Hand, sah die Pille an, klemmte sie vorsichtig zwischen meinen Zähnen ein und schluckte sie. Es passierte wie in Zeitlupe. Ich fühlte mich wie in einem Drogenfilm den ich immer zur Prävention schauen musste mit meiner Mutter. Und jetzt war ich selber da. Auf der vertaggten Damentoilette. Die erste Pille. Ist das der Anfang von Ende? Aber Lea hat ja ihr Leben auch im Griff.

Wir rauchten einige Zigaretten an der frischen Luft und warteten gespannt auf die Wirkung. Immer wieder sagte eine von uns “Ist das das Flash? Geht’s los? Ich hab ein kribbeln im Bauch“. Aber schon mehrere Minuten später würden wir Erfahren wie es sich anfühlt.

20 oder 30 Minuten nachdem wir es genommen hatten war immer noch nichts. Wir beschlossen wieder in die Wärme zu gehen und uns die Zeit mit tanzen zu vertreiben. Als wir durch den Eingangsbereich liefen wurde plötzlich meine Füsse leicht. Aber nicht nur im physischen Sinn. Kennst du das Gefühl wenn du so glücklich bist das dein Bauch fast fliegt? So ein Gefühl breitete sich von meinen Füssen wie ein riesiger Orgasmus in meinem ganzen Körper aus. Es fühlte sich wirklich wie ein Orgasmus an. Allerdings gar nicht im sexuellen Sinn. Meine Sinne wurden schärfer. Ich war fasziniert von allem. Ganz langsam musterte ich meine Umgebung währenddem ich meinen Freunden ins inneren nachlief. Meine Kollegin schaute mich an, wir nickten und sagten beinahe gleichzeitig “Jetzt geht’s los“. Ich fühlte mich wie ein Raubtier als wir uns durch die Masse kämpften um in die Mitte der Tanzfläche zu kommen. Ich hörte alles. Jeden Menschen. Ich sah alles. Jede kleinste Mimik und Gestik. Ich konnte sie einordnen. Es waren schon fast zu viele Eindrücke. Ich verspürte mehr Empathie als jemals zuvor in meinem Leben.

Aber ich konnte das Gefühl nicht einordnen.

Meine Kolleginnen tanzten wie wild. Ich tanze sonst nur betrunken aufgrund meiner Schamgefühle. Trotzdem dachte ich das ich mir diesen Spass nicht entgehen lassen will und überwand mich. Es brauchte zwar überhaupt keine Energie mich zu bewegen aber es machte mir keinen Spass. Ich sah mir die Lichter an. Sie waren schön, sehr schön sogar, doch nüchtern lasse ich mich auch faszinieren von Lichtern, Rauch und Musik. Meine Kollegin meinte mehrmals euphorisch “Spürst du nicht wie die Musik durch dich durchgeht? In deinen Adern? Mit deiner Stimmung? Mit Hühnerhaut?“. Doch ich empfinde Musik auch ohne MDMA so. Oder vielleicht doch nicht so stark wie sie in diesem Moment?

Meine beste Freundin Monique war auch dabei. Sie übernimmt häufiger die Mutterrolle in unserer Gruppe und dieses Mal war ich auch sehr dankbar dafür. Sie kiffte an diesem Abend nur. Und als mir eben all diese Sachen durch den Kopf schossen mit der Musik und den Lichtern fragte sie mich besorgt ob alles in Ordnung sei. Ich nickte geistesabwesend. Trotzdem wollte ich ein wenig mit ihr reden. Also verliessen wir die Tanzfläche und machten es uns draussen bequem. Ich erklärte ihr relativ genau wie sich der Rausch anfühlte. Und ich sagte ihr, dass ich das Gefühl habe man könne ganz normal mit mir sprechen. Also das ich jetzt z.B. auch mit meiner Mutter telefonieren könnte wenn sie anruft. Ich war mir dessen ziemlich sicher aber zog es auch in Betracht das ich das nur wegen den Drogen dachte. Monique stimmte mir allerdings zu. Und in diesem Momentan freute mich das unheimlich. Ein Freund von ihr sah sie, kam auf uns zu und grüsste uns. Ich war sehr interessiert an ihm. Nicht im sexuellen Sinn. Er war überhaupt nicht mein Typ. Also nicht als wäre er mir in diesem Moment nicht extrem sympathisch vorgekommen. Er erzählte Monique das er plötzlich gemerkt habe das er nicht mehr kiffen will. Und das interessierte mich brennend. Wie kam er plötzlich darauf? Wieso gerade jetzt? Und wie geht er wohl damit um? Ich löcherte ihn. Ziemlich schnell merkte ich das er ein wenig verunsichert war doch sowohl auch höchstwahrscheinlich merkte was ich intus hatte. Er nahm es gelassen und gab mir, wenn auch nicht extrem ausführlich, Antworten auf alle Fragen. Ich möchte gar nicht daran denken wie schlimm es gewesen wäre wenn er mich nicht beachtet hätte. Ich war hypersensibel. Teilweise war ich wie nüchtern, teilweise überfordert von all den Eindrücken. Einige Male meckerte ich herum, dass wenn das alles sei ich diesen Scheiss nie mehr nehmen würde. Dann hatte ich wieder ein dauergrinsen. Dann schielte ich wieder ein wenig. Schlussendlich wollte ich nur noch Nachhause in mein Bett.

Wenig später lag ich da. Der Magen zum platzen voll von all dem Wasser (unbedingt viel Wasser trinken!!!) und der Mund trocken. Der Kopf am rasen. Die Psyche langsam erschöpft. Der Körper erschöpft und dennoch künstlich aufgeputscht von den Drogen. Ich kannte dieses Gefühl schon. Aber was in meinem Kopf passierte war neu. Auf der einen Seite war ich so klar. Ich konnte mich so beherrschen. Ich kam ganz normal zur Tür rein, zog mich um und lag ins Bett. In einer alkoholreichen Nacht kann ich das nicht von mir behaupten. Ich fühlte mich zufrieden. Ein wenig rastlos. Im Kopf war ich immer noch in tausend Gespräche gleichzeitig verwickelt. Alleine bin ich am liebsten nüchtern. Sonst mache ich mir selbst angst. Und ich wusste nicht wie “verstrahlt“ ich war weil ich nicht wusste ob es die Selbsteinschätzung auch verzerrte. Ich mochte das Gefühl nicht. Und schlief ein.

 

Der nächste Morgen war die pure Überraschung. Nach dem Konsum von MDMA seien psychische Tiefpunkte ganz normal. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle kurz erwähnen das ich manchmal kalt bin zu meinem Umfeld. Es fällt mir schwer Gefühle zu zeigen und das ich verletzlich bin. Ich sage den Menschen die ich liebe auch sehr selten das ich sie mag. Aber eigentlich bin ich sehr sensibel. Auf jeden Fall fühlte ich mich aber an diesem Morgen herrlich. Wundervoll ausgeglichen. Psychisch im reinen mit mir. Besser als je zuvor. Ich wollte soziale Kontakte. Und herzlich sein zu den Menschen die ich mag. Ich frühstückte mit meiner Mutter und meiner Schwester, führte gute Unterhaltungen mit ihnen. Und später traf ich mich mit den Mädchen vom Vorabend. Wir quatschten den ganzen Nachmittag lang pausenlos über dieses neue und doch so natürliche Gefühl. Und ich hatte es nur noch schön in Erinnerung obwohl ich mich auch an paar ungemütliche Momente erinnern konnte. Ich fühlte mich auch extrem fit und kommunikativ, genau wie die anderen. Allerdings merkten wir am Abend das das noch die Pillen waren. So gegen 21.00 Uhr verliessen uns nämlich alle drei schlagartig die Kräfte und wir schliefen alle 12 Stunden. Diese Dinger forderten den Körper mehr als wir dachten. Der sogenannte Psychokater tauchte jedoch auch am nächsten Tag nicht auf.

Ich war noch tagelang extrem fasziniert und las Berichte im Internet über die Wirkung, Studien und Erfahrungen von anderen Menschen.

Ich machte mit mir selbst ab nur einmal im Monat MDMA zu konsumieren. Ich wollte nicht das die Wirkung nachlässt. Und ich wollte allen beweisen das ich mich kontrollieren kann.

 Fortsetzung folgt. Freue mich über Anregungen, ähnliche Erfahrungen, Kritik, Fragen und Meinungen helena781@outlook.com 🙂